Ein Gastbeitrag von Silvia Kohring:
Die Zauberworte „Bitte“ und Danke“ für ein wertschätzendes Miteinander
Zumindest die älteren unter uns können sich noch an den Spruch „Wie heißt das Zauberwort?“ erinnern. Unsere Antwort sollte dann je nach Situation „bitte“ oder „danke“ lauten und vielleicht haben es manche von uns eines Tages verinnerlicht und an die eigenen Kinder weiter gegeben.
Heute treffen wir mitunter auf Aussagen wie „Höflichkeit ist veraltet“., Höflichkeit wird ersetzt durch „freundlich“, „aufgeschlossen“, „empathisch“. „bitte“ und „danke“ seien Phrasen, die nicht aus dem Herzen kommen, die aufgesetzt und antrainiert seien. Höflichkeit stehe den eigenen Emotionen entgegen: “Wir unterdrücken unsere Gefühle, ja noch schlimmer, wir untergraben die Entscheidungsfreude unserer Kinder“. Eine der Begründungen hierfür wurde in dem Satz „mach es Dir leicht“ zusammengefasst.
Machen wir es uns dadurch wirklich leicht? Auf den ersten Blick mag das stimmen. Ich „fordere“ etwas ein, indem ich es ganz eindeutig formuliere wie z.B. „gib mir den Teller“ oder „mach mir die Tür auf“. Vielleicht wird das Anliegen erfüllt, aber wie ist die Wirkung auf das Gegenüber? Und, reagiert dieser beim nächsten Mal auch noch so? Wird unser Wunsch auch beim nächsten Mal noch erfüllt? Wenn wir uns einmal selbst fragen: Möchten wir so zu einer Handlung aufgefordert werden? Manche Sprichwörter mögen alt sein, sie sind deshalb aber nicht weniger wahr. Dies gilt auch für „Was man nicht will, das man Dir tut, das füg auch keinem andern zu“.
Umgangsformen sind ein Wert in unserer Gesellschaft, sie kosten nicht viel Zeit und verfeinern den Umgangston miteinander. Auch in der Arbeitswelt tauschen wir täglich hunderte von kleinen und großen Informationen miteinander aus. Mit „bitte“ oder „danke“ bringen wir zum Ausdruck, dass wir etwas registriert haben und zeigen unserem Gegenüber Aufmerksamkeit und damit Wertschätzung. Oft ist es das kurze Wort „bitte“, dass einem Satz die Härte nehmen kann. Klingt „könntest Du mir bitte die Tür aufhalten“ nicht besser wie „Halt mal die Tür auf“? Besonders auffallend ist der Unterschied in der „Sie-Form“. Es macht sehr wohl einen Unterschied, ob der Vorgesetzte „Wechseln Sie den Toner“ oder „Könnten Sie bitte den Toner wechseln“ sagt. Eine Anweisung mag eine Anweisung bleiben, aber das „bitte“ nimmt die Schärfe aus der Formulierung.
Der Gegenspieler von „bitte“ ist „danke“. Das kurze „danke“ ist eine kleine Geste der Anerkennung. Durch ein „danke“ erfahren wir Aufmerksamkeit und Beachtung und befriedigen hierdurch ein Grundbedürfnis nach Wertschätzung. Durch ein „danke“ fühlen wir uns wahrgenommen. Im Umkehrschluss, fühlen wir uns beim Ausbleiben des „danke“ nicht beachtet, empfinden wir Enttäuschung und schließlich Verärgerung, die wir insbesondere im Berufsleben nicht offen zeigen können. Auf längere Sicht führt diese oft zu einem ungesunden Betriebsklima und vergiftet das Miteinander. Wenn ein Kollege dem anderen mehrfach einen Kaffee mitbringt, dieser aber keine Reaktion zeigt, zieht sich der Missachtete spätestens nach dem dritten Mal innerlich zurück und bringt künftig keinen Kaffee mehr mit.
Ein „danke“ ist nicht zwangsläufig vom Erfolg einer Leistung abhängig. Danke ist ein Zeichen der Anerkennung und somit erfolgsunabhängig. Macht sich jemand ganz besonders viel Mühe, scheitert aber trotzdem, so fühlt er sich nach einem anerkennenden „Danke“ gleich viel wohler. Bekommt er kein „danke“ und damit keine Anerkennung, wird er sich wohl nicht wieder derart einsetzen, sondern nur Dienst nach Vorschrift leisten. Die Motivation geht verloren.
Es sollte uns leicht fallen „bitte“ oder „danke“ in unseren Sprachgebrauch wieder bewusst zu integrieren. Jedes „bitte“ an das Gegenüber provoziert ein „danke“ und vielleicht auch ein Lächeln. Höflichkeit ist Teil unseres Umgangs miteinander, sie ist völlig umsonst, kostet keine Zeit und Kraft, ist einfach in der Anwendung, sie darf bewusst eingesetzt werden.
Nicht zu danken kann auch ein Zeichen von Gedankenlosigkeit sein. Im positiven Sinn durch eigene Konzentration, die die Wahrnehmung behindert. Im negativen Fall durch das nicht darüber Nachdenken, was der andere empfindet. Nicht zu danken kann den eigenen Frust ausdrücken, als natürlicher Ausgleich der eigenen Benachteiligung empfunden werden. „Nichtdanker“ erachten Aufmerksamkeiten anderer als Selbstverständlichkeit, haben vielleicht nie gelernt zu danken oder haben Angst zu danken.
„Danke“ und „bitte“ sind kleine positive Botschaften, die unser Leben und den Umgang miteinander einfacher machen. In jedem Lebensbereich drücken wir hierdurch Respekt aus, nehmen den anderen wahr und wahren das Gleichgewicht von Geben und Nehmen.
Ob altmodisch oder nicht, wer auch nur einen Tag bewusst „danke“ und „bitte“ sagt, wird die Erfahrung machen, dass die beiden kleinen Wörter wirklich zu den Zauberwörtern unseres Lebens gehören.
Vielen Dank ;-)!